Das Gehalt eines Models ist ein Thema, das oft von Mythen und unrealistischen Vorstellungen umrankt ist. Die Realität ist, dass die Verdienstmöglichkeiten extrem stark variieren können. Während einige wenige Supermodels Millionengagen erzielen, bestreiten die meisten Models ein eher durchschnittliches Einkommen, das stark von der Art der Jobs, der eigenen Erfahrung und der Position in der Branche abhängt. Es ist entscheidend, ein realistisches Bild von den finanziellen Aspekten des Modelberufs zu haben.
Faktoren, die das Model-Gehalt beeinflussen
Die Höhe des Honorars wird von einer Vielzahl von Faktoren bestimmt, die es zu verstehen gilt:
- Erfahrung und Bekanntheit: Dies ist einer der größten Einflussfaktoren. Einsteiger, die gerade erst ihr Portfolio aufbauen, verdienen in der Regel deutlich weniger als etablierte Models mit einem beeindruckenden Portfolio und namhaften Kunden. Supermodels an der Spitze der Branche können für eine einzige Kampagne Gagen in Millionenhöhe erzielen, doch dies ist die absolute Ausnahme. Der Weg dorthin ist lang und hart.
- Art des Jobs und des Kunden: Das Honorar unterscheidet sich massiv je nachdem, ob es sich um einen Laufsteg-Job, ein Fotoshooting für einen kleinen Online-Shop, eine nationale Werbekampagne für eine große Marke oder einen internationalen TV-Werbespot handelt.
- Laufsteg-Jobs (Fashion Weeks): Gagen können hier von einigen Hundert Euro pro Show für Newcomer bis zu mehreren Tausend Euro für gefragte Models reichen. Oft wird auch ein Tauschgeschäft (Kleidung statt Geld) angeboten, was für das Portfolio nützlich sein kann, aber nicht das Bankkonto füllt.
- Editorials (Magazin-Strecken): Viele Editorials, insbesondere für renommierte Modemagazine, werden oft nur symbolisch oder gar nicht bezahlt (TFP – Time For Print), da der primäre Wert der Publikation und der Prestigegewinn für das Model im Vordergrund stehen. Sie sind jedoch essenziell für den Aufbau eines starken Portfolios.
- Katalog- und E-Commerce-Shootings: Diese Jobs sind oft ein stabileres Einkommen. Die Tagessätze liegen hier typischerweise zwischen 500 und 2.000 Euro, abhängig von der Größe des Unternehmens und der Verwendungsdauer der Bilder.
- Werbekampagnen (Print, Online, TV): Dies sind die lukrativsten Jobs. Hier können die Gagen von einigen Tausend Euro bis in den sechsstelligen Bereich gehen, insbesondere wenn es sich um große, internationale Kampagnen mit langer Nutzungsdauer handelt.
- Nutzungsrechte (Buyouts): Ein Großteil des Einkommens, insbesondere bei Werbejobs, stammt aus den Nutzungsrechten der Bilder oder Videos. Das bedeutet, du wirst nicht nur für die Stunden des Shootings bezahlt, sondern auch dafür, wie lange (z.B. 3 Monate, 1 Jahr, unbegrenzt) und in welchen Medien (Print, Online, TV, Social Media) die Aufnahmen verwendet werden dürfen. Je länger die Nutzungsdauer und je breiter die Streuung der Kampagne, desto höher ist das Honorar für die Nutzungsrechte. Ein guter Vertrag verhandelt diese Buyouts fair aus.
- Art des Models: Verschiedene Modelbereiche haben unterschiedliche Gagenstrukturen:
- High-Fashion-Models: Oft hohe Gagen für prestigeträchtige Jobs, aber auch viel Reisetätigkeit und intensive Wettbewerbsbedingungen.
- Commercial-Models: Häufigere Jobs und oft stabilere Einnahmen durch eine breitere Palette an Kunden und Kampagnen, die sich an den “Durchschnittsverbraucher” richten.
- Plus-Size-, Best-Ager-, Fitness-Models: Wachsende Märkte mit zunehmend guten Verdienstmöglichkeiten, da Unternehmen die Vielfalt ihrer Zielgruppen erkennen.
- Region und Markt: Die Gagen sind in großen Modezentren wie Paris, Mailand, New York oder London tendenziell höher als in kleineren Märkten, da dort die Budgets der großen Mode- und Werbeunternehmen angesiedelt sind. Auch innerhalb Deutschlands gibt es Unterschiede zwischen den Großstädten.
- Agenturprovision: Modelagenturen nehmen in der Regel eine Provision von 20-30 % des Bruttohonorars eines Models ein. Dies ist die Gegenleistung für ihre Vermittlungsarbeit, die Akquise von Jobs, die Vertragsverhandlungen und die administrative Abwicklung. Diese Provision ist Standard und legitim; unseriöse Agenturen versuchen oft, zusätzliche, versteckte Gebühren zu verlangen.
Einkommensspannen – Ein grober Überblick
Es ist, wie erwähnt, schwierig, exakte Zahlen zu nennen, da sie so stark schwanken können. Dennoch kann man grobe Schätzungen abgeben, um eine Orientierung zu bieten:
- Einsteiger/Nachwuchsmodels (erste 1-2 Jahre): In dieser Phase geht es primär um den Aufbau des Portfolios. Viele Jobs werden auf TFP-Basis (Time For Print, d.h. kostenloses Shooting für beide Seiten im Austausch für Bildmaterial) oder mit sehr geringen Gagen (z.B. 100-500 Euro pro Tag/Shooting) absolviert. Einsteiger sollten nicht erwarten, direkt davon leben zu können.
- Erfahrene Commercial-Models: Mit einem etablierten Portfolio und regelmäßigen Buchungen können Tagessätze von 500 bis 2.000 Euro oder mehr realistisch sein, je nach Kunde und den vereinbarten Nutzungsrechten. Bei großen Kampagnen mit weitreichenden Buyouts kann ein einziger Job auch mehrere Zehntausend Euro einbringen.
- Erfolgreiche Fashion-Models (mit internationalen Jobs): Für Laufsteg-Jobs auf den Fashion Weeks können die Gagen von einigen Hundert bis zu einigen Tausend Euro pro Show reichen. Für internationale Kampagnen mit großen Marken können die Honorare, insbesondere durch die Buyouts, in den fünf- bis sechsstelligen Bereich gehen.
- Top-Models/Supermodels: Die absolute Spitze der Branche verdient durch exklusive Verträge mit großen Modehäusern, Beauty-Marken und globalen Werbekampagnen Millionenbeträge pro Jahr. Dies ist jedoch ein extrem kleiner und exklusiver Kreis.
Es ist wichtig zu verstehen, dass Modeln ein Projektgeschäft ist. Das Einkommen kann stark schwanken, und es gibt nicht immer eine garantierte Anzahl von Jobs pro Monat. Es können Phasen mit vielen Jobs und hohen Einnahmen, aber auch Durststrecken ohne Buchungen auftreten. Eine kluge finanzielle Planung, das Anlegen von Rücklagen und ein Bewusstsein für die eigenen Ausgaben sind daher entscheidend. Viele Models haben anfangs noch einen Nebenjob oder erhalten Unterstützung von ihren Eltern, bis sie sich in der Branche etabliert haben und ein stabiles Einkommen erzielen können. Transparenz bezüglich der Gagen und der Kosten ist das A und O für eine erfolgreiche Modelkarriere.